Nach nur einem Jahr haben Vespero aus Astrachan das U-Boot im Hafen abgestellt und sich neuen Gefilden zugewandt. Jetzt nimmt man Drogen (droga = Italienisch für Rauschgift, Droge, Suchtmittel)! Oder, will die Band andeuten, dass ihre Musik zu einem Rauschmittel werden kann? Das könnte schon eher sein, habe ich doch alle Studioalben der Russen in meinem Besitz (und höre dieselben recht oft). Da ist also durchaus Suchtpotential vorhanden.
Wie viele Veröffentlichungen des R.A.I.G-Labels wird auch “Droga” – übrigens das fünfte Album von Vespero – hübsch verpackt ausgeliefert. Die Scheibe kommt in einem urigen Pappkarton, der glänzend-schwarz mit Laubblattaderungen bedruckt ist. Innen drin ist zudem noch Platz für die Live-CDR “Liventures, etc”, die man dazu bekommt, wenn man sich die “limited special two-disc” Version von “Droga” direkt beim Label bestellt.
Spacerock machen Vespero … wie eh und je, aber wieder etwas anders. Das krautig-kantig-satirische Moment wurde im Vergleich zum Vorgänger “Subkraut: U-Boats Willkommen Hier” deutlich zurückgenommen. Dafür hat man den klassischen progressiven Spacerock ausgebaut, etwas Jazzrock eingestreut, recht viel symphonisch-elektronisches Testengejamme dazu gegeben und mit etwas crimsoneskem Gewusel und floydigem Retroprog (der bisweilen entfernt an die besten Momente von Grobschnitt erinnert) abgeschmeckt. Die E-Gitarre, die vielen Tasten und Elektronisches bestimmen das Klangbild, dazu kommen der satte Bass und sehr viel Perkussion, bisweilen Flöte bzw. ein Sopransax (selten) und Belovs Cello. Auch wenn in der Besetzungsliste bei zwei Akteuren das Wort “voice” auftaucht ist die Musik vorwiegend instrumental gehalten. Ab und zu erklingen allerdings textlose Sopranseufzer von Elena Belozyorova.
Ein abwechslungsreich instrumentiertes, elektronisch-spacig-psychedelisches, mal druckvoll vorantreibendes, mal entspannt dümpelndes, mal hypnotisch schwebendes Postgerocke gibt es auf “Droga” zu hören, das durchaus dazu geeignet ist Rauschzustände beim Hörer zu erzeugen. Die Zugabe von etwas kantigem Retroporg mit Cello sorgt dabei genauso für Abwechslung wie diverse jazzige Einlagen, allerlei Abschnitte mit freiformatigem kosmischen Geblubber, Fiepen und Zischen und einige südrussisch-asiatische, oft von der Flöte geprägte Einsprengsel (man höre z.B. gleich den Anfang von “Steppe”). Wer modernen Spaceprog mit leichtem Retrocharme schätzt, der sollte “Droga” (aber auch die anderen Scheiben) von Vespero auf keinen Fall verpassen!