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Für ihr siebtes Studioalbum haben sich Vespero aus Astrakhan zum Sextett erweitert. Neben dem Kernquartett aus Ivan und Arkady Fedotov, Alexander Kuzovlev und Alexey Klabukov gehören nun der zweite Perkussionist Alexander Timakov und der Geiger Vitaly Borodin zur Gruppe. Recht klangprägend ist zudem wieder, er war schon of dem Vorgänger “Fitful Slumber until 5 A.M.” zu hören, der Gast-Saxophonist Pavel Alekseev mit von der Partie.
“Lique Mekwas” ist – so kann man im Inneren des diesmal sehr bunt bedruckten Pappklappteils nachlesen, in dem die CD geliefert wird – der offizielle Titel des Doubles des Äthiopischen Königs (es gab wohl mindestens zwei davon), die denselben bei offiziellen Anlässen und bei Kampfhandlungen zu begleiten hatten und im Falle eines Falles Angreifer auf sich zu ziehen hatten. Das Album erzählt (wobei es keinerlei Texte gibt) die Geschichte eines dieser Doppelgänger, der nach langen Jahren herausfindet, dass er in Wirklichkeit der echte König ist. Das Label teilt zudem mit, dass “Lique Mekwas” der erste Teil der “Abyssinian Tales Dilogy” wäre. Es ist also noch ein Schwesteralbum zu erwarten.
In musikalischer Hinsicht gibt es hier kaum Überraschungen. Einen reich instrumentierten, jazzig-schwungvollen Spacerock haben Vespero im Angebot, der sich wenig von dem unterscheidet, der auf den sechs Vorgängeralben zu finden ist. Oder, ein paar Unterschiede gibt es schon. Das krautige Element und Elektronisches sind eigentlich Ganz aus der Musik der Russen verschwunden und wurde offenbar zu Maat Lander ausgelagert. Auch Postrockiges spielt kaum noch eine Rolle. Durch das prägnante Saxophon ist die Musik zudem etwas jazzrockiger ausgefallen als auf den früheren Alben. Dazu trägt auch Borodins flottes Geige bei, oft im Duett mit Kuzovlev ausladenden E-Gitarreneskapaden. Mellotronartige Schübe und allerlei Synthesizerblubbern und -fiepen sorgen zudem für eine deutlich retroprogressive Atmosphäre.
Klassischen Spacerock à la Gong ohne Spacewhispern und Gesang gibt es daher auf “Lique Mekwas” zu hören, sehr farbig und abwechslungsreich vorgetragen, der aufgrund der doppelt besetzten Perkussionsabteilung sehr rhythmisch und dynamisch aus den Boxen fließt. Sehr viel besser kann man jazzigen Spaceprog nicht machen, so dass Fans des Genre hier voll auf ihre Kosten kommen sollten. Irgendetwas Anderes oder Neues werden diese aber auf “Lique Mekwas” natürlich nicht vorfinden. Fast könnte man sagen, dass dies das bisher konservativste (und sicher zugänglichste) Album der Russen ist. Spaß macht das Ganze (dem eben genannten Fan) natürlich trotzdem.
Veröffentlicht am: 17.4.2016
Letzte Änderung: 17.4.2016
Wertung: 11/15[:]